Montag, 18. Januar 2016

tubarão!


Wenn man hier in Brasilien mit Leuten über Recife spricht, dann kommt man unweigerlich irgendwann auf das Hai-Problem zu sprechen, was es so in keiner anderen brasilianischen Stadt gibt. Ich habe das anfangs auch etwas ... sagen  wir... unterschätzt. Klar hatte ich zuvor auch davon gehört, aber nicht viel darauf gegeben. 
Hab mir nur gedacht: "Wie sollen denn die Haie so nah an den Strand kommen, wenn überall davor die Stein-Riffe ("Recifes", daher der Name der Stadt) liegen? Nunja, als ich die entsprechenden Videos und Fotos gesehen habe bzw. mich weiter informiert hatte, wurde mir aber klar, dass das ganze nicht nur eine "aufgebauschte" Sache ist. Es gibt viele schockierende Videos und Fotos davon... sollte man lieber nicht nach suchen, wenn man eine zarte Person ist, so wie ich. ;-)
Um mal etwas tief ereinzugehen in das Thema, zitiere ich hier mal aus dem Forum brasilienfreunde.de bzw. von wiki.de:

"In Recife fanden seit 1992 50 Haiangriffe statt. 18 Personen wurden getötet, 32 schwer verletzt. Die Todesfälle ereigneten sich vor allem an den Stränden Boa Viagem, Pina und Piedade, hauptsächlich in den frühen Morgenstunden, der bevorzugten Jagdzeit von Haien. Die Angreifer waren hauptsächlich Bullenhaie, welche in den Küstengewässern vor Recife eine größere Population bilden, im geringeren Maße auch Tigerhaie und Hammerhaie.
Menschen gehören nicht zur natürlichen Beute dieser Haiarten. Dass besonders um Recife viele fatale Begegnungen zwischen Hai und Mensch erfolgen, ist mit dem Ausbaggern des Hafens, der Veränderung der Strömungsverhältnisse und Wanderung der Futterfische in die Strandregion sowie dem Entsorgen von Müll im Meer zu erklären."

"Man fragte sich schon länger, wieso die Haie, die eigentlich keine Menschen angreifen, das vor Recife so massiv tun. Erstmal hat man anhand der Biss-Spuren festgestellt, dass es sich um Tigerhaie und Bullenhaie handelt. Ein Forscher ist in die Karibik gefahren und hat dort festgestellt, dass beide Arten keinerlei Aggression Menschen gegenüber zeigen, sie konnten ihnen von Hand Fischstücke füttern. 
Also warum in Recife? 
Mehrere Faktoren: Die Bullenhaie sind hier ansässig und vermehrten sich in den Mangrovenwäldern von Suape ungestört, bis der Hafen gebaut und die ganze Gegend zubetoniert wurde. Dann sind sie umgezogen nach Jaboatão am südlichen Stadtrand von Recife, wo der Rio Jaboatão ins Meer mündet. An diesem Fluss gibt es landeinwärts eine riesige Müllhalde und einen Schlachthof, der alle blutigen Abfälle direkt ins Wasser entsorgte. Dieser Schlachthof wurde inzwischen geschlossen, aber aufgrund der leckeren Geschmäcker im Wasser sind die Haie geblieben.
Der Tigerhai hingegen kommt von hoher See mit den Schiffen, wegen der entsorgten Abfälle. Der Anlauf von Suape hat sich in den letzten 20 Jahren verdreifacht und umso mehr Tigerhaie tauchen auf. Vor dem natürlichen Riff von Recife befindet sich ein tiefer Kanal, dessen Strömung die Haie nordwärts zieht, vor die Stadtstrände. Im Riff gibt es Öffnungen, so kommen sie an den Strand.
Das Meer vor Recife ist sehr trübe, die Sichtweite ist auf ca. 1 m beschränkt. Außerdem ist es eine leere Öde, außer alten Autoreifen und anderem Müll ist nicht mehr viel zu finden. Die Tiere finden wenig Nahrung und sind hungrig, und man sieht sie nicht kommen. Wenn sie bemerkt werden, sind sie schon auf Tuchfühlung, die Leute fangen an, hysterisch zu zappeln (man sollte hingegen bewegungslos bleiben und sich auf den Grund sinken lassen, was ohne Tauchausrüstung natürlich schwierig ist), der hungrige Hai sieht endlich mal eine lebendige Nahrungsquelle und beißt zu..."

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen