Sonntag, 29. Juli 2018

Praia da Pipa (Praia do Amor) & Genipabu



Natal bietet nach Norden und Süden eine sehr große Anzahl von wunderschönen kleinen Zauber-Stränden und Fischerdörfern, ähnlich wie in Fortaleza. Ich habe mich für 2 dieser Ziele entschieden, weil ich nach dem vielen Hin und Her-Reisen (und weil ich inzwischen schon so viele Strände entlang der Nord-Ost-Küste kenne) recht entspannt war und nicht mehr so viel Zeit im Auto / Bus verbringen wollte. Deswegen habe ich mich auch gegen eine Fahrt mit einer Gruppe / im Van oder Bus entschieden. Ich habe Damiao kennengelernt, ein sehr netter Taxifahrer, der mit ein super-individual-Angebot gemacht hat. So konnte ich frei entscheiden, wie lange ich wo bleibe und außerdem konnte ich mein Portugiesisch weiter über Stunden praktizieren, denn wir haben uns wirklich prima unterhalten und ich habe wieder eine Menge gelernt. Damiao hat sich wirklich Zeit genommen für alles und es war ein richtig schöner und abwechslungsreicher Tag! :-)

Die Strände des ehemaligen Fischerdorfes Praia da Pia, ca 90 km südlich von Natal, wurden in den 70er Jahren von Surfern entdeckt. Das Dorf entwickelte sich dann langsam zu einem der beliebtesten Strandorte ganz Brasiliens. Manchmal wird es als einer der "magischsten Orte" des Landes bezeichnet: Unberührte Strände, kleine Lagunen, super Bedingungen zum Surfen und eine wunderbar lässige und entspannte Atmosphäre. Mich hat es etwas an Jericoacoara erinnert, besonders von den kleinen Reggae-Bars am Strand und der ganzen verträumten Stimmung. :-)
Es gibt hier 4 wunderschöne Strände mit teils sehr aufsteigenden Felsen, glasklarem Wasser und oftmals kommen Delphine in dieser Ecke vorbei. Die kleine Hauptstraße und all die Pousadas können die ganze Welle von Gästen, die jeden Tag und besonders am Wochenende hier halt macht, schon lange nicht mehr aufnehmen. Der kleine Ort mit wunderschönen Pousadas und kleinen Geschäften platzt aus allen Nähten.

Anschließend bin ich noch nach Genipabu gefahren. Der Strand von Genipabu liegt nur 25 km nördlich von Natal und die Sanddünen schieben sich hier bis an das Meer. Nach so viel Stränden, Sand, Dünen und Wind bin ich am Ende des Tages mit all den Eindrücken des Tages wunderbar entspannt, aber auch sehr müde ins Bett gefallen. :-) Wow!




































Samstag, 28. Juli 2018

triste

Neben all den wunderschönen Eindrücken bin ich mitunter auch wieder sehr nachdenklich geworden. :-/ Einigen von euch habe ich diesbezüglich ja schon geschrieben. Macht euch aber bitte keine Sorgen, mir geht es sehr gut! 

So wunderschön und traumhaft Brasilien für mich ist und immer war, das Problem mit der schrecklichen Gewalt schockiert mich hier in diesem Land immer wieder aufs Neue. Nachdem was ich in Salvador (2015) und Fortaleza (2017) sehr direkt und unmittelbar mitbekommen habe, bin ich in vielerlei Hinsicht natürlich noch vorsichtiger geworden, besonders was mein "Allein-Umherwandern" betrifft. 
Manchmal denke ich dann, ich sollte den Blick in Zeitung, Internet und TV meiden, aber eigentlich möchte ich gerne einen ganzheitlichen Eindruck erhalten, mich interessieren ja auch Politik und das alltägliche Leben hier. Von daher... aber es ist und bleibt einfach schockierend. :-(
Wie viele Menschen hier jeden Tag umgebracht werden, egal ob in den Städten, in den Favelas, auf dem Land oder an von Touristen besuchten Orten. Wenn man mal die Augen aufmacht, Zeitung liest und TV schaut... was da alles so direkt um einen herum passiert und welche gigantischen Ausmaße das hat. Die Mordrate ist über 80x höher als in Deutschland habe ich die Tage noch hier in der Zeitung gelesen... selbst an so "familienfreundlichen Traumstränden" wie hier in Ponta Negra... vor 2 Tagen ist ein Familienvater (der nichts mit Drogenhandel zu tun hatte) nachts am Strand überfallen und erschossen worden... direkt hier am Strand. 
Und ich habe an dem Abend noch mit einer Besitzerin einer kleinen Pousada (Herberge) hier über die Probleme von Natal mit Sextourismus mich unterhalten  (die Stadt war dafür vor 10 Jahren sehr verrufen.) und sie meinte nur: "Nein nein... hier ist alles ruhig, guck hier sind ganz viele Familien."

Von all dem was in den armen Vororten passiert ganz zu schweigen. Allein die Zahlen sind sowas von erschreckend... von der Art und Weise der Gewalt ganz zu schweigen. Allein wie viele Unschuldige beim Drogen-Krieg zwischen den verschiedenen Fraktionen ums Leben kommen.
Drogenhändler zwingen teilweise in Einzelfällen ganze Straßenzüge in den Vororten dazu wegzuziehen und drohen mit Massenrschießungen... und die Menschen beugen sich. Weil sie wirklich erschossen werden und die Häuser angezündet werden. Ehefrauen von Polizisten, ganze Familien werden einfach so umgebracht... Bei Interviews im Fernsehen nach Verbrechen zeigt niemand sein Gesicht, alle Stimmen der Polizisten sind verfremdet.
Wie viele Fälle gibt es jeden Tag wo Kinder, Jugendliche erschossen werden... weil sie irgendwas gesehen haben oder jemand seine Drogenschulden nicht bezahlt hat ...oder auch nur zum Umfeld eines Beteiligten einer verfeindeten Fraktion zählt.

Für mich ist schon irgendwie der Eindruck entstanden nach diesen 5 Wochen hier: Es hat sich nichts geändert trotz Olympia und Fußball WM in den letzten Jahren. Die Gewalttaten sind im Zuge der Wirtschaftskrise eher wieder in die höhe geschlossen. Und wenn wenige einzelne Favels befriedet worden sein mögen,  so zieht die Gewalt und das Verbrechen einfach weiter... Es ist wirklich erschreckend wenn man sich mal traut das Ganze bewusst wahrzunehmen und die Augen aufmacht.
Die ganze brasilianische Gesellschaft ist soo abgestumpft was das alles betrifft...  es ist einfach alles Alltag... und das ist ziemlich traurig und erschütternd.

Mittwoch, 25. Juli 2018

Natal (Weihnachten)


Ganz spontan bin ich dann nach den Tagen in Belém nach Natal geflogen. Ich hatte einfach mal wieder Lust auf richtig Strand und Orla und das Umbuchen bei der Fluggesellschaft GOL war kein großes Problem. Ich hatte zwar ein paar Probleme beim Einloggen auf deren Internetseite, bin dann aber zum Flughafen in Belém gefahren und hab das alles vor Ort geklärt und musste dann natürlich noch den Rückflug dazu kaufen. Alles kein Problem, dafür reicht mein Portugiesisch auf jeden Fall aus und es ist ein gutes Gefühl in so einer Situation, zumal es schon wieder so war, dass der Mitarbeiter da bei GOL gar kein Englisch sprechen konnte. Aber es hat ja alles perfekt geklappt. Ich bin dann in Fortaleza zwischengelandet, alles ging ganz schnell... und schwups war ich nach einer weiteren Stunde auch schon in Natal.

Ja, diese Stadt heißt wirklich Weihnachten, ich muss da immer wieder drüber schmunzeln. Es kommt daher, dass die Portugiesen am 25. Dezember 1597 hier mit ihrer Flotte geankert sind und ein Fort errichtet haben. Auf dieses Datum geht der Name der Stadt zurück. 
Natal ist innerhalb von Brasilien sehr bekannt als "Urlaubs-Stadt", das habe ich schon oft gehört und gelesen. Die Stadt hat einfach dieses "Image" und genau das konnte ich dann auch vor Ort so wahrnehmen und genießen. Ansonsten "bietet" Natal nicht soo viel, die Stadt ist recht fahl, breite Straßen und lange Boulevards prägen das Stadtbild, es gibt wenig architektonische Highlights (das ist in Brasilien ja eh so ein "Begriff"), aber dafür eben Strände en masse und unglaublich viele und hohe Sanddünen, auf denen man natürlich Buggy fahren kann so viel man will!

Ansonsten war Natal recht lange bekannt dafür (neben einem unrühmlichen Image als Sextourismus-Stadt, aber das ist zum Glück abgeebbt), dass die US-Amerikaner hier im / nach dem zweiten Weltkrieg lange aufgrund der strategischen Lage nahe der nordöstlichen Spitze Brasiliens hier einen Stützpunkt für alle Operationen der Alliierten errichtet haben. Davon ist heute aber zum Glück nichts mehr zu sehen.

Ich bin dann im Viertel Ponta Nega untergekommen, hatte vorher noch hin und her überlegt ob hier oder doch in der Nähe des Zentrums. Ziemlich schnell habe ich dann aber gemerkt, dass das die absolut richtige Entscheidung war. 300 Meter zur Orla, eine großartige Kulisse vor den Dünen und dem schönen Strand, hier habe ich einfach mal ein paar Tage entspannt, hab viel viel Coco-Wasser und Säfte getrunken und einfach mal die Seele etwas baumeln lassen. Das tat auf jeden Fall gut nach den ganzen Erlebnissen in Manaus, am Amazonas und in Belém. :-) 

Natal ist als "Cidade do Sol" bekannt und genau das habe ich dann auch mit Ausnahme eines Tages hier genossen: Die Sonne! :-)  Ich weiß nicht genau wie viele Kilometer Stadtstrände und Orla es hier gibt, aber es sind bestimmt an die 10 Kilometer, die man einfach mal so locker "abgehen" kann... Im Vergleich mit Fortaleza ist aber alles eine Nummer kleiner, etwas gemütlicher. 
Beeindruckt hat mich sehr der riesige Dünenpark, der direkt innerhalb der Stadt liegt und fast 10 Km lang und 3 Kilometer breit ist.

Hier in Ponta Negra liegt am südlichen Ende des Strandes der berühmte "morro da Careca", eine ziemlich hohe Sanddüne (120 Meter), die nach vorne steil (55 Grad) ins Meer abfällt. Sie darf aber nicht betreten werden, damit weitere Abtragungen und Schäden am Atlantischen Primärregendwald und auf dem Sandhügel verhindert werden (Erosion). Trotzdem wird sie morgens von Kindern, bevor die Dünenwächter eintreffen, mit Holzbrettern abgesurft.