Freitag, 30. Oktober 2015

Comunidade "Morro da Sereia" / Gemeinde auf dem Meerjungfrau-Hügel

Ein weiterer kleiner Trip um das "wahre Salvador" kennenzulernen. Ein Taxifahrer, mit dem ich mich schon ein paar Mal hier sehr gut unterhalten habe, hatte mir den Tip gegeben, dass diese kleine "Favela/Comunidade" friedlich und sicher ist und ich diese ruhig betreten könne. Gut, mit solchen Auskünften ist das so eine Sache und irgendwie erzählt einem hier dann doch immer wieder jemand etwas anderes, wenn es um die Sicherheit bzw. die Gefahr bestimmter Gebiete geht. Und ich frage wirklich viele Leute zu diesem Thema. Naja... auf jeden Fall war ich natürlich trotzdem vorsichtig und habe immer wieder alle paar Meter die Einheimischen gefragt, ob es wirklich in Ordnung ist wenn ich hier meinen Weg fortsetze. Ich hab wirklich nur nette Menschen dort getroffen und jeder hat mir gesagt, dass ich hier gerne entlang gehen kann. Durch die engen Gassen dort zu gehen, den Berg hinauf, das war schon echt aufregend. Insgesamt leben hier ca. 1500 Menschen. Die kleine Gemeinschaft ist wunderschön direkt an der großen Avenida des Ozeans gelegen, direkt zwischen den Stadtteilen Rio Vermelho und Federação.


Im Gegensatz zu vielen vielen anderen "Favelas/Comunidades" hier geht es auf dem Morro da Sereia ("Meerjungfrau-Hügel") friedlich zu. Dort findet man eine relativ inteakte Gemeinschaft von Anwohnern, die wirklich ein Interesse daran haben, dass dieser Ort ein friedlicher kleiner Ort mit einem herrlichen Blick auf das Meer des Atlantik bleibt. Es gibt sogar eine kleine Schule und einen Bewohner-Verein, so hat es mir Dennis (der Mann unten auf dem Foto, lustig dass ich ausgerechnet ihn als Gesprächspartner dort angetroffen habe ... da ich ihn abends dann auf der Seite im Internet [siehe unten] wiedererkannt habe, was ein "Zufall") oben auf dem Hügel erklärt. Es war wirklich ein sehr netter Kontakt. Er hat zwar sehr schnell gesprochen und ich konnte auch nicht alles perfekt verstehen, aber es war sehr interessant wie er mir erklärt hat, was hier die "Gemeinschaft/Comunidade" ausmacht und was diese von den vielen 100en anderen, die in Drogen und Armut quasi ersticken, unterscheidet.

Ein kleiner friedlicher Ort, ein kleines Dort mitten im Zentrum einer nationalen Metropole, direkt am Meer. Wo man am Samstagmorgen nur das Rauschen des Meeres hört und nicht sofort das Verkehrschaos...

Für einen Nicht-Einheimischen ist es von Außen sehr sehr schwer bis nahezu unmöglich zu unterscheiden ... zwischen einer so friedlichen kleinen Gemeinschaft, die wirklich eine Ausnahme darstellt (von weitem aus unterscheidet sie sich nicht im Aussehen von den anderen "Favelas/Comunidades" - auch nicht von der sehr gefährlichen, die ich im Post über die Solar do Unhão beschrieben habe) und eben jenen, die man auf keinen Fall alleine betreten sollte, wie z.B. nur ein paar Meter weiter quasi gegenüber auf der anderen Straßenseite. 

Es ist also sehr schwierig...


Ich hatte auf jeden Fall ein paar sehr nette Kontakte und Gespräche hier auf dem Meerjungfrau-Hügel und fand es dort wirklich toll. :-) Am liebsten würde ich mir da gleich ein kleines Zimmerchen mieten ... in diesem Jungle aus Treppen und engen Gassen. :-) Wirklich ein sehr schöner kleiner Trip ... ziemlich abseits ausgetretener Pfade.


https://morrodasereia.wordpress.com  
(Ein kleines Projekt von Journalismus Studentinnen hier an der Uni, die die kleine Comunidade vorstellen)









 





Meerjungfrau

ein Anwohner lud mich kurz auf seine Terasse ein, ein netter Ausblick; da kann ich in Osnabrück nicht mithalten mit meiner Dachterrasse ;-)

Die Meerjungfrau-Gemeinschaft auf dem Meerjungfrau-Hügel




Denis, rechts; ein netter Kerl












das war wirklich ein besonderes Gefühl diese kleinen Ladeira-Treppen den Berg hochzugehen




Solar do Unhão

Neben dem Leuchtturm und der Strandpromenade hier in Barra gibt es natürlich noch andere schöne Orte und Plätze in der Stadt um den Sonnenuntergang zu bewundern. Einer davon ist der Solar do Unhão mit Blick auf die Allerheiligenbucht. Es ist ein alter Gebäudekomplex aus dem 18. Jh. der als Umschlagplatz für Zuckerschiffe diente. Legenden zufolge spuken hier die Geister ermordeter Sklaven herum. ;-) Heute ist dort das Museum für Moderne Kunst untergebracht, das verschiedene Wanderausstellungen zeigt. Von dort aus bzw. vom Steg am Ufer hat man einen wunderschönen Blick auf die Bucht und kann ein paar schöne ruhige Momente genießen. Mir hat es dort auf jeden Fall sehr gefallen.

Man muss allerdings (immer!) mit dem Taxi anreisen, da dieser Ort in der "Cidade Baixa" (also der Unterstadt) komplett abseits der Busrouten liegt und es nur so vor unsicheren und gefährlichen Straßen, Ladeiraus (Steilpassagen entlang der Hügel) und kleinen Gassen wimmelt. Unterhalb der großen Straße direkt entlang der Bucht (Avenida Lafayete Coutinho) befindet sich ganz in der Nähe eine kleine Favela ("Comunidade Solar do Unhão"). In dieser und in den erwähnten Gassen drumherum leben leider viele viele Crack-Süchtige, die tagsüber und nachts immer auch in der engen Passage neben der Haupstraße herumhängen und dort quasi täglich Leute überfallen. Alleine in den letzten Wochen habe ich in den Nachrichten  von 3 solcher Vorfälle und Überfälle gelesen. Man schaue sich das Foto unten an, dann braucht man auch keine weiteren Erklärungen mehr, warum es sehr gefährlich ist diese Gassen entlangzugehen, man hat dort quasi keine Chance zu entkommen und die Menschen, die dort abhängen, warten quasi nur darauf, dass sich doch jemand dorthin verirrt. Es ist quasi Allgemeinwissen hier in Salvador, dass man niemals entlang dieser Wege gehen darf. Klar, direkt am Solar do Unhão passiert einem nichts und ich hab da auch mit einem Einheimischen gesprochen. Dieser Ort war allerdings auch der Einzige bisher, wo ich von den "Locals" mit "Gringo" angesprochen wurde. ;-) Sonst werde ich von den Einheimischen hier ja meist aufgrund des Aussehens für einen Brasilianer gehalten, haha. 

Ich bin zum Glück mit dem Taxi und dem Bus vorher schon ein paar an der Favela entlang gefahren und hab von daher schon gesehen, welche Leute mit welchem Habitus und welchen Problemen dort herumlungern. Diese langen Gassen entlang der Hauptstraße (dir von weit oben wie Fahrradwege mit Bregrenzungen aussehen) sehen wirklich fürchterlich aus: Tagsüber sieht man da alles voller Müll, Spritzen, herumlungernden Jugendgangs, halbnackte Prostituierte, noch mehr Müll, Drogenreste und jede Menge alte und junge Leute, die einfach auf dem Boden liegen, weil sie "drauf" sind (siehe Foto unten!). Von daher brauchte es keiner großen Vorstellungskraft um zu wissen, dass das kein guter Ort für einen Besuch ist.

Nun, wie gesagt... hier muss man aufpassen und ich finde es interessant, dass wirklich überall (und damit meine ich die Menschen hier, aber auch Reiseführer, Internetquellen, Foren etc.) davor gewarnt wird, was einem hier blühen kann, wenn man falsch abbiegt. Abseits dieser Problematik aber ein sehr schöner Platz, nicht nur für den Sonnenuntergang.




































hier sollte man besser niemals langgehen, auch nicht als Einheimischer