Dienstag, 12. Januar 2016

Maceió I - Centro

Maceió ist schon so eine Stadt - und zwar in erster Linie eine brasilianische Millionenstadt, die für 2 Dinge steht: 1. Das eklatante Gewalt- und Kriminalitätsproblem (darüber habe ich ja schon einiges geschrieben) und 2. die wunderschönen Strände in und an den Rändern der Stadt (in den Augen vieler Brasilianer ist Maceió noch vor Rio de Janeiro die Stadt mit der schönsten Orla (Strandbereich einschließlich Promenade etc.) im ganzen Land bzw. ganz Südamerika. 


Und die Strände sind wirklich wunderschön -oftmals wird die Stadt auch als "Karibik von Brasilien" umschrieben, das Wasser ist türkis-grün-blau und im ganzen Bereich an der Promenade bleiben eigentlich keine Wünsche offen. Alle paar Meter gibt es Kioske, Restaurants, Saftbars, es gibt genug Sportmöglichkeiten und alles ist super-zentral aber doch gleichzeitig sehr groß: So ist die Orla innerhalb der Stadt, also der Bereich der "Premium Strände" (die über ausreichend sauberes Wasser verfügen und in denen keine Umweltwasser entsorgt werden wir im anderen Teil der Stadt) bis zum Hafen ca 10 Kilometer lang und geht durch 3 Stadtteile. Jeder der Strandabschnitte hat wiederrum ganz eigene Charakteristika - einige eignen sich gut zum Surfen, andere haben durch die Riffs "natürliche Swimmingpools", andere haben ganz ruhiges Wasser... es ist wirklich für jeden etwas dabei.

Wenn ich es mit Salvador vergleiche, dann ist es hier schon anders... in Salvador gab es ja auch viele viele Strände, aber die waren alle auf das ganze Stadtgebiet verteilt, während es in Maceió wirklich eben in erster Linie im Stadtbereich diese 10 Kilometer sind, die es aber wirklich in sich haben.

Maceió ist in erster und fast ausschließlicher Weise eine Strand- und Urlaub-Stadt, die zu einem sehr großen Teil vom Tourismus lebt. In Deutschland denke ich, dass die Stadt im Vergleich zu anderen ähnlichen Städten Brasiliens wirklich nur sehr wenig bekannt ist, was sich auch in den Tourismuszahlen niederschlägt, wie ich in diversen Gesprächen mit den Taxifahrern herausgefunden habe. Vor allem sind es neben die Massen an Argentinos vor allem Italiener, die hier Urlaub machen. Lustigerweise hat mich fast die Hälfte aller Taxifahrer (bin ja fast jeden Tag auch mit Bus und Taxi unterwegs gewesen) für einen Argentinier gehalten... in Salvador habe ich das nicht ein Einziges MAl gehört. Gut, so richtig erklären kann ich mir das nicht, am Akzent wird es ja nicht liegen *g*, denn Spanisch spreche ich ja nicht.

Zurück zu Maceió: Verglichen mit Salvador oder Recife bietet die Stadt nur wenige "kulturelle Highlights". Wo Salvador fast schon "überladen" war an geschichtsträchtigen Orten und Plätzen, wird man in Maceió nur sehr wenig in dieser Richtung finden. Dies ist aber auch kein Wunder, da die Stadt mit gerade mal 200 Jahren ja noch im Teenager-Alter steckt. 

Trotzdem habe ich die Stadt natürlich ausgiebig durchstreift und quasi für mich "erobert"; und kann sagen, dass ich fast "überall", also in jedem der Viertel (mit Ausnahme einiger sehr gefährlicher Ecken rund um die Lagune und einzelne Vororte) zumindest ein Mal gewesen bin.

Das Zentrum (also "Downtown" wenn man so will) liegt etwas abseits des beliebten und bevölkerten Strandabschnittes und ist wirklich ein gutes, bzw. eher "sehr schlechtes" Beispiel wie es sich mit solchen innerstädtischen Zentren in vielen brasilianischen Zentren verhält: Tagsüber wuselt es an Menschenmassen, die sich durch die Straßen und Gassen schieben und die vielen kleinen Einkaufs- und Marktstraßen bevölkern
... und sobald die Dämmerung kommt, schlägt die Atmosphäre um und das Zentrum verwandelt sich in einen Bereich von Drogen, Gangs und Prostitution. Ab 7 Uhr, wenn die kleinen Einzelhändler dichtmachen, sollte man dort auf keinen Fall mehr alleine rumlaufen. Mir wurde das oft genug von vielen Leuten beschrieben, aber ich wollte das natürlich dann auch mal selbst erleben und ich muss sagen: Es stimmt leider und man merkt einfach an den Leuten, wie mit Anbruch der Dunkelheit das Klientel ganz anders wird und man fühlt sich auch wirklich viel viel unsicherer. Wenn man ein paar sensible "Antennen" dafür hat, dann bekommt man einiges mit: Wie man angeschaut und "abgecheckt" wird. Mehr als ein Mal Centro nach 19:00 wollte ich mir dann auch nicht geben. Erkenntnis: Es wurde nicht übertrieben und nachdem ich mein Taxi erreicht hatte, hat mir der Fahrer dann auch gleich ein paar Straßenleute "um die Ecke" gezeigt, denen ich wohl sonst in die Arme gelaufen wäre. Ein kurzes öffentliches Schimpfen seinerseits wurde dann auch entsprechend kommentiert. Man kennt sich und "erkennt" sich. ;-) Ich hatte auf jeden Fall immer Glück wenn ich alleine in der Stadt unterwegs war. Vielleicht lag es auch an meinem Sr.Bonfim Armband, was ich in Salvador am ersten Tage bekommen habe. "Möge er dich beschützen auf deinem Wege" rief mir Elia immer wieder hinterher... :-) Es hat geklappt.

Hmm, aber wenn ich das nochmal so reflektiere: ich finde das echt traurig, dass man abends wirklich gar nicht im Zentrum der Stadt bzw. auch nur in der Nähe unmotirisiert unterwegs sein kann bzw. dieses auch komplett "tot" ist für die normale Bevölkerung nach Einbruch der Dunkelheit. Es gibt dort schon einige interessante Abschnitte, besonders im Bereich der Stadt, der höher liegt, wo es sich lohnen würde, auch mal abends hinzugehen (besonders um von dort einen wunderbaren Blick auf die Lichter der Stadt zu werfen)... aber niemand, wirklich niemand, den ich gefragt habe geht nach 7 Uhr abends durch das Zentrum. Eine größere Einladung überfallen zu werden kann man gar nicht bekommen, so hat es mir ein Nachbar von Malu mal treffend beschrieben. Selbst die Polizei lässt diesen innerstädtischen Bereich (wie natürlich auch viele andere, mit weniger prominenten Namen als "Centro") fast komplett links liegen und seinem Schicksal überlassen. Tja... und was das heisst brauche ich ja nicht weiter ausführen: Alles Schlechte dieser Welt findet man nachts im Zentrum von Maceió... es gibt Videos im Internet bzw. Berichte in den Zeitungen, da vergeht einem wirklich Hören und Sehen. :-(((
Präsenz gezeigt wird stattdessen an der Orla, dort spielt sich nachts das kulturelle (Feier-) Leben ab...  
Das Zentrum ist "tot". "Ratten müssen sterben" heißt es in Brasilien im Drogenmilieu...

So ist das. Aber wie gesagt: Maceió hat VOR ALLEM 2 Sachen: 

  • mit die schönsten Strände ganz Brasiliens :-)
  • und leider auch die höchsten Gewalt-Mord- und Kriminalitätsraten des Landes, ja der ganzen Welt.  :-(

Nun ein paar Fotos aus der City und in den nächsten Postings folgen die Strände und die Orla.
































































ein Teil des Sagaldinho - unglaublich ekelig; immer wieder liegen große Teile des Abwassersystems oberirdisch und offen zugänglich ... das birgt natürlich viele Gefahren - daran ändern wird sich aus Geldmangel und Korruption auch langfristig nichts





















































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