Mittwoch, 18. November 2015

Saftladen und Kilos


Wer gedacht hat, dass ich als Vegetarier in Brasilien (im Land des Fleisches) ein bemitleideswertes Dasein friste, der könnte gar nicht weiter von der Wahrheit entfernt liegen. ICH WILL KILO-RESTAURANTS IN DEUTSCHLAND ... wenn ich wieder da bin! Notfalls werde ich selbst eines eröffnen. 
Zur Erklärung für alle, die jetzt nicht Bescheid wissen: Hier in Brasilien ist es sehr sehr verbreitet, sowohl mittags in der Arbeits-Pause sowie auch abends in ein "Buffet-Restaurant" zu gehen um seinen Hunger zu stillen. Diese gibt es natürlich in allen Preisklassen, sowohl in den Shoppings als natürlich auch an den Straßen der Stadt, besonders natürlich dort, wo viele Menschen leben ... so wie in meinem Viertel in Barra. Ich glaube, es gibt dort insgesamt ohne das Shopping eingerechnet 30 Kilo- / Quilo-Restaurants. Im Shopping Barra gibt es auch nochmal 5 sehr gute Kilo-Dinger, die aber ziemlich teuer sind... (also für brasilianische Verhältnisse, für deutsche sind sie natürlich immer noch günstig!), manchmal esse ich auch dort. 

Meist jedoch ziehe ich es vor abends "auf der Straße" etwas zu essen, quasi alle 10 Meter kann man hier einen anderen Stand an den belebten Straßen in der City oder an den Stränden sehen. Meist esse ich die Bahia-Spezialität ACARAJÉ. ICH LIEBE DIESEN DUFT... so duftet für mich Salvador. Ich liebe Acarajé. Oder ich kaufe mir andere kleine bahianische Spezialitäten "auf die Hand", wenn wir mal nicht mit mehreren Leuten zusammen etwas essen. 

Oh, ich könnte wirklich so viel über das Essen hier schreiben... aber bevor ihr jetzt selbst zum Kühlschrank lauft: Wenn ihr eines wissen müsst, dann das: 

https://de.wikipedia.org/wiki/Acarajé
(unbedingt checken, wer nicht weiß was ein Acarajé ist!)

Aber zurück zu den "Kilos": Was ist so gut daran? Nun, in erster Linie schätze ich einfach die unglaubliche Vielfalt, die man als Kunde hat. Das war schon vor 2 Jahren so als ich das erste Mal im Land war. Angefangen von Salaten, über die ganzen bahianischen Spezialitäten, Reis, Nudeln, Gemüse,  Beilagen etc. etc. waaaahnsinnig viele Möglichkeiten und gelegentlich gibt es sogar Tofu oder andere Köstlichkeiten... klar, auch jede jede Menge Fleisch aber für mich als Vegetarier sind diese Kilo-Restaurants einfach ein Paradies. Einfach hingehen, Teller schnappen und aufladen, ruhig auch einen großen Berg (Portugiesiche Verben konjugieren macht sehr hungrig!) ... den Teller auf die Wage stellen, den Zettel mit Gewicht und Preis entgegennehmen und dann werden einem meist die Getränke noch extra an den Platz gebracht. Und man kann natürlich immer wieder den Teller vollmachen ;-) Nachtisch gibt es auch reichlich. 

Das Beste an diesen Kilo-Restaurants ist aber einfach das Preis-Leistungs-Verhältnis. In Deutschland würde ich das niemals bezahlen, was dort für manch ein zusammengestelltes Menu von mir abgerufen würde. Hier in Brasilien bezahle ich meist umgerechnet zwischen 5 und 12 Euro für richtig richtig viel sehr leckeres Essen mit unzähligen Auswahlmöglichkeiten! :-)) 

Es ist ein Paradies für mich!

Wie gesagt, entweder ich kenne diese Lokale in Deutschland nicht oder sie sind einfach zu teuer, aber ich sage es noch einmal: So etwas wie hier, solche Kilo-Restaurants (kann auch ruhig etwas teurer sein, lassen wir die Währungsgeschichte mal außen vor), das müsste es auch in Deutschland als "Standard" geben, zumindest in Osnabrück ;-) Auf der kulinarischen Ebene neben den Säften hier sicherlich eine der allerbesten Aspekte, die ich hier jeden Tag aufs Neue schätze!
Nix da mit "Brasilien isst nur Fleisch, du wirst hier leiden als Vegetarier". Nein, ganz und gar nicht. Dank der Kilo-Restaurants.

Meist essen wir mittags zusammen nach der Schule in mal kleiner oder großer Runde. Unser Stammladen (3 Minuten von meiner Wohnung entfernt) heißt "Barra Beer" und dort bekommen wir als Schüler von ICI sogar noch 10 Prozent. Wenns mal etwas feiner sein soll, dann gehe ich sehr gerne (auch nur 5 Minuten von meiner Gastfamilie entfernt) in das mehrmals ausgezeichnete vegetarische Restaurant "Ramma". Ich habe wirklich noch nie in meinem Leben solch ein unglaublich leckeres und wertvoll zusammengestelltes Buffet gesehen wie dort. Gut, es ist schon ne ganze Ecke teurer als die anderen Restaurants, aber im Ramma gibt es nur "comida organica", also Bio-Küche und das wirklich mindestens **** :-)) Wie gesagt, ab und an ... für jeden Mittag wäre es auch hier in Brasilien definitiv zu teuer. Aber ich liebe das Ramma... :-)

Wie schon angeklungen: Das zweite große kulinarische Highlight hier in Brasilien sind die Säfte. Als ich 2013 in Paraná war und dort eine Saft-Fabrik besucht habe, durfte ich mich ja schon (damals umsonst im Rahmen des Besuches; manche von euch denken jetzt bestimmt an schon mal erlebte Touren im Rahmen der Becks Produktionsstätten in Bremen, haha) durch eine kleine Palette der unzähligen Saft-Geschmacksrichtungen hier trinken. Und hier in Salvador lebe ich das nun noch weiter und exzessiver aus! ;-)

Als Beispiel habe ich unten mal so eine kleine Karte (gut, eigentlich ist es nur die erste Seite) von einem dieser vielen "Saft-Läden" gepostet, die es hier auch an jeder zweiten Ecke gibt. Auch dort erwartet einen die Qual der Wahl. Unzählige einzelne Geschmacksrichtungen, sooo viele Früchte, deren Namen ich (und viele andere Europäer, selbst Brasilianer!) noch nie gehört habe. Dazu kann man sich Säfte selbst zusammenstellen oder auf beliebte Zusammenstellungen und Mischungen zurückgreifen; dazu kommen noch die Guaraná und Acai Versionen, ganz viele verschiedene "Energie-Mischungen", Vitaminhas (mit Banane und Nüssen) etc. etc. Ich liebe diese SAFTLÄDEN. Besonders den "Suco 24h" bei mir um die Ecke. 


Manchmal hänge ich da abends noch bis 11 Uhr ab, probiere neue Geschmacksrichtungen, schauen mir das Treiben auf der Straße an (am Wochenende ist an der Straße jede Menge los wenn all die Massen abends vom Strand an die Bushaltestellen strömen; da wird dann von manchen Jungs auch schon mal bewusst Unruhe gestreut um danach Leute im Gewühl abzuziehen; hab da schon ganz krasse Sachen gesehen) und überlege, welchen Saft ich denn am nächsten Tag trinken kann ... oder welche Säfte. 

Jeden Tag eine neue Geschmacksrichtung oder Mischung mit einem verrückten Namen entdecken? Mindestens. Manchmal kommt es mir so vor, wenn ich da abends sitze, dass ich gar nichts mehr essen brauch, so viel Saft trinke ich. Gelegentlich greife ich dort dann aber auch mal auf die "sanduiches" zurück. Lecker gegessen für sehr wenig Geld. :-) Ob mit Zucker oder ohne, ganz natürlich oder mit Milch / Wasser/ Smoothies etc. gemischt: MAN BEKOMMT HIER ALLES WAS MAN MÖCHTE IN SACHEN SÄFTE... und das Wichtigste:

Die Säfte hier schmecken wirklich fruchtig, wirklich zum Ausrasten gut. Den Geschmack kann man niemals mit dem vergleichen, was man in Deutschland in Restaurants oder im Supermarkt bekommt. Ohne jetzt zu übertreiben: Ich glaub ich hab noch nie in meinem Leben so viele Früchte zu mir genommen wie in den letzten Wochen. 

Was für ein riesengroßer SAFTLADEN hier! :-))


lecker Tofu

viele viele Früchte mit vielen vielen interessanten Namen



"Energiá" mit Guaraná, Açaí und anderen Früchten und ein Açaí mit Fruchtsalat

und weitere weitere Möglichkeiten an Saft- und Açaí-Kombinationen

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