Montag, 16. November 2015

Barra (3) - Ich zeige euch mein Viertel

Es ist schon interessant wie ich mich in den vergangenen Wochen schon richtig stark hier an alles gewöhnt habe, was das Leben in Salvador ausmacht, besonders hier in "meinem" Stadtteil Barra fühle mich schon richtig wie "zu Hause". :-) Wenn ich abends mit dem Bus durch die Stadt fahre, die Freiheit genieße und dann hier nach Barra komme, dann ist da schon so ein Gefühl " Ah, jetzt komme ich nach Hause". Hier in Barra kenn ich inzwischen fast jede Straße, bin unzählige Male am Strand gewesen, in den großen Straßen unterwegs gewesen, in den kleinen Seitengassen herumspaziert. 

Barra ist wirklich ein kleines Paradies. Zuerstmal muss man festhalten, dass Barra zu den 5 "wohlhabendsten" Stadtteilen von Salvador gehört. Hier an den Stränden des Viertels liegen viele viele Hochhäuser, Apartmentanlagen, Hostels, Pousadas und Hotels und auch ansonsten ist der Stadtteil von überwiegend von Hochhäusern, abgeriegelten Condomínios und vielen großen anderen Wohnanlagen geprägt. Aber auch zwei kleine "Favelas"/Comunidades gibt es hier (darunter die inzischen befriedete Siedlung "Calabar", bis vor ein paar Jahren noch ein Bereich mit sehr viel Gewalt und Drogenproblemen) neben 2,3 anderen Ecken, die solch eine Wohnstruktur aufweisen. Die Comunidade "Roca da Sabina" (siehe Video unten) z.B. liegt genau gegenüber dem Shopping Barra auf dem Hügel "Morro do Gato". Hier gibt es immer wieder Gewalt und Auseinandersetzungen im Zuge des Drogenhandels ("tráfico"). Von dort hat man einen wunderbaren Blick über das Viertel (siehe Fotos unten), das daneben aber noch andere kleine Hügel aufweist. 


Insgesamt kann man das Viertel hier aber schwer mit dem Rest von Salvador vergleichen. Klar, es gibt noch 3, 4 andere Viertel, die sich in dieser Kaste einordnen lassen ... aber ich habe inzwischen sehr viel von der Stadt gesehen, war in vielen Vierteln unterwegs und hab im Laufe der Zeit gemerkt, dass Barra schon im Vergleich zu den vielen vielen armen und problembehafteten Vierteln im Zentrum wie natürlich auch in den Vororten von überwiegend Bewohnern der Mittel- und Oberschicht hier in Salvador geprägt ist. Dadurch hat Barra in einer Stadt wie Salvador, die sehr arm ist, schon eine "besondere Stellung". Dazu kommt, dass Barra einer der ganz wenigen Bezirke von Salvador (fast 80 % der Einwohner sind Nachkommen von ehemaligen Sklaven-Familien) ist, der " relativ weiß" geprägt ist. Durch die vielen Touristen an den Stränden gibt es eine fast perfekte Infrastruktur an Läden, Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants, Bars, jede Menge Pousadas, Hostels, Supermärkte, dazu die ganzen kleinen Verkaufsstände an den Straßen ... etc. etc. Da gibt es wirklich nichts, was hier fehlt. 


Durch die beiden Strände herrscht hier in den Straßen und auf den Avenidas am Meer natürlich eine ziemlich relaxte und sehr entspannte (und Salvador an sich ist schon insgesamt sehr sehr "laid back" und gilt im Rest Brasiliens als Wiege der "Faul- und Trägheit) "Surf-und Beach"-Atmosphäre. :-) Nicht nur deswegen kommen besonders an den Wochenenden ganze Schwemmen von Leuten aus den anderen Bezirken um hier ihr Wochenende am Strand zu verbringen, ein ekleine "Invastion" ;-)


Weiter ist in diesem Zusammenhang interessant, dass Barra und insbesondere die Strände ein Tummelplatz für die junge Homosexuelle hier in Salvador sind. Nicht nur am Wochenende sieht man rund um den Leuchtturm so einige Pärchen sich hier versammeln, insbesondere Jugendliche, die dort "Händchen" halten und Zärtlichkeiten austauschen. ;-) Am Strand selbst sieht man das selten bis gar nicht, aber der Leuchtturm gilt als einer der Versammlungsplätze für die (junge) Szene. Nachts soll es wohl im Bereich der Stände auch (homosexuelle) Straßenprostitution geben, davon habe ich aber direkt nichts mitbekommen. Scheint aber zu stimmen, wenn man dem glaubt was einem die Leute dort erzählen.

Klar, wo so viele Menschen sind, da gibt es auch viele Überfälle und Kriminalität. Es ist interessant, dass ich von vielen Leuten (z.B. Taxifahrern, die in der Regel gut über die Atmosphäre in der Stadt bescheid wissen) gehört habe, dass Barra tagsüber zwar sehr ruhig aber nachts dagegen ein gefährliches Pflaster sein soll. Ich selbst habe davon nicht viel mitbekommen, obwohl ich oft noch abends auch mal alleine am Strand und an der Strandpromenade unterwegs war. Jedoch habe ich von ein paar Überfällen auf Mitschüler meiner Sprachschule in der Vergangenheit gehört, die jeweils nachts stattfanden bzw. 2 Mitschülerinnen wurden auf dem Weg nachts von der Bushaltestelle ausgeraubt. Tja... das kann aber überall hier in der Stadt passieren...


Mir gefällt es auf jeden Fall sehr gut hier. Man hat alles was man braucht zum Leben, ich hab es von meiner Hauptstraße aus zu beiden Stränden jeweils nur 7 Minuten zu Fuß, was will man mehr?

Natürlich, im Laufe der Wochen war ich sehr viel unterwegs, weil ich einfach die ganze Stadt kennenlernen wollte. Bin viel umhergefahren und hab andere Stadtteile kennengelernt, aber wennn ich dann abends oft mit dem Bus nach Barra gefahren bin, dann war es irgendwann einfach so ein Gefühl "als wenn man nach Hause kommt".
 
Wow, wie schnell man sich manchmal an die Dinge und Umstände gewöhnt.

kleiner Clip von der Band Fantasmão, der in der Roça da Sabina spielt









Shopping Barra - das Paradies für die vornehmlich "weiße" Mittel- und Oberschicht. Die Brasilianer lieben ihre "Shoppings". Ich war n paar Mal dort, weil ich manchmal sehr spät abends da noch lecker vegetarisch in den Kilo-Restaurants gegessen habe. Ansonsten bleibt zu sagen: Durch die krasse Kühlung der Klimaanlagen dort fühlt man sich selbst um 22 Uhr beim Rausgehen noch so als würde man in eine Sauna gehen ;-)







Hochhäuser prägen das Bild von Barra



Yachthafen - Ja auch das gibt es natürlich in Salvador. Upperclass-Lifestyle! Und genau daneben hat sich eine kleine Comunidade entwickelt, die nun in ihrer Existenz durch die Ausweitungs-Pläne der Yachthafen-Leute bedroht ist. Ein weiterer Fall von: Geld kauf politischen Einfluss. Bisher haben sich die Leute da aber gut gegen die Schnösel zur Wehr gesetzt!








schräg gegenüber von meinem Hochhaus, die Treppen links neben dem rosa Eingang führen auf den kleinen Hügel, wo sich eine Comunidade angesiedelt hat. Ein Kerl da oder eine Familie besser gesagt hält ein paar Tiere mitten in der City von Barra. Darunter ist auch ein Hahn ("Gallo") aaaargh, der mich schon ein paar Mal aus dem Schlaf gerissen hat, was in der Schule für viel Schmunzeln gesorgt hat. ;-)



Blick in die Straße, in der ich wohne, quasi die "Hauptstraße" in Barra, die die beiden Stände miteinander verbindet

















































auf dem "Morro do Gato", Blick auf den Atlantik







































hauptsache spitz







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