Mittwoch, 12. Juli 2017

Servilluz / Titanzinho

© http://ondadobem.blogspot.com.br

Aus einem kleinen Gedicht, das die Hoffnung der Menschen in der Favela "Servilluz" wiedergibt. 
Ich habe es übersetzt. Es klingt natürlich auf Portugiesisch viel schöner, aber der Sinn sollte klar sein. Es hat mich sehr berührt, nachdem ich diesen Ort besucht habe und viel darüber gelesen habe.

"Wir wollen neue Mittel geben, neue Formen umwandeln und alles ändern. 
Es gibt ein neues Leben. 
Herzen verwandeln, Menschen fördern und Einstellungen verändern. 

Die gute Welle will alles wieder gut machen. 
Aktionen, Konzepte, seht her!
Träume, die Realität werden
Sie geben Farbe und geben Kraft und Formen. 
Hoffnung und Unterstützung - und Einstellungen vermitteln. 

Die Gemeinschaft durch die Kunst verwandeln
und ihre ihre Identität beschützen"

©  projeto Onda do bem


Das Bairro "Cais do Porto" (also das Hafenviertel) war für mich eine der interessantesten Ecken von Fortaleza. Mitsamt des Hafens ist es an der Ostspitze von Fortaleza ist es ein sehr großes Viertel, welches an der West-Spitze der Stadt liegt und sich von hier bis zum "Touristen-Strand" von Praia do Futuro zieht. Dies bedeutet, dass man (sofern man nicht den schwierigen Weg über den einzigen Berg der Stadt in Betracht zieht, geht aber nur mit Taxi) auf dem Weg hierhin immer mit dem Bus durch das Viertel muss, direkt vorbei an einem der "abgelegensten" Teile der Stadt.

Die Favela Servilluz hat besonders in der Berichterstattung rund um die WM 2014 viele Schlagzeilen gemacht und genießt auch heute unter den Leuten in Fortaleza den Ruf, dass es neben den Vororten die gefährlichste und ärmste Lage der Stadt darstellt. Hier leben über 20.000 Menschen auf engstem Raum und überall hört man von den Menschen in der Stadt, dass hier neben Drogen, Prostitution und allem, was dies alles so mit sich zieht, das Viertel sehr vom Leben an den anderen Stränden der City abgeschnitten ist und sich die Stadt komplett zurückgezogen hat, was Infrastruktur etc. betrifft. 

Ich war ja schon in Recife und Salvador mit einheimischen Sozialarbeitern (und mit entsprechendem Respekt, Fingerspitzengefühl und Demut) zu Besuch in mehreren Favelas / Comunidades, aber trotzdem haben mich die Eindrücke hier doch sehr beschäftigt: So viele Leute vor ihren Häusern, so beengt die Wohnsituation in den Straßen. Um 11 Uhr morgens fühlte es sich hier schon an wie an anderen Orten zum Sonnenuntergang, was die Hektik und Belebtheit betrifft. 
Obwohl Fortaleza oft so beschrieben wird, dass die Armut in der Stadt hier im Vergleich zu anderen Städten Brasiliens weniger dem klassischen äußerlichen "Favela-Klischee" entsprechen soll, so hat es mich doch sehr nachdenklich gemacht. Auf den ersten Blick liegt so viel Traurigkeit, Verlorenheit und Tristesse in den Straßen... die Graffitis der Drogen- Gangs an jeder Ecke, der Leuchtturm heruntergekommen. Überall die Warnungen, wie gefährlich es hier ist. Die Stadt bzw. das "Rathaus" (wie es hier in Brasilien immer heißt) ist hier überhaupt nicht präsent... und man ist gezwungen sich selbst zu organisieren. 

Gleichzeitig befindet sich hier mit dem Praia Titanzinho jedoch der mit Abstand beste Surf-Strand innerhalb des Stadtgebietes. Durch die beste brasilianische weibliche Surferin hat der Strand bzw. das Viertel in den letzten Jahren auch mal nicht nur negative Berichte bezüglich Kriminalität und Drogen-Auseinandersetzungen produziert, sondern ist für seine Wellen und seine Surfkultur im ganzen Land bekannt geworden. Es ist schon beeindruckend zu sehen, wie diese beiden Welten an diesem Ort zusammenkommen: Die Armut des Viertels und die Welt der Surfbretter auf dem Wasser und alles, was daran hängt.

Es gibt einen Unterschied zu vielen anderen solcher Viertel am Wasser:
Trotz aller auf den ersten Blick wahrzunehmenden Tristesse in den Straßen, das Meer gibt den Menschen Hoffnung und man fühlt sich sehr mit diesem Lebensgefühl verbunden - so wurde mir erklärt und es ist für viele Menschen im Viertel (darunter besonders die Kinder) die letzten Jahre zu einigen wirklich greifbaren Verbesserung der Lebensqualität hier gekommen, dadurch dass es mehrere soziale Projekte und Initiativen gibt (siehe unten). :-) 

Es wurden Spielgeräte aufgestellt, Häuser bemalt, Surf-Schulen für Kinder aufgebaut, die über den Sport viel für die Entwicklung und Unterstützung der Kinder leisten. Die Bewohner haben für ihr Viertel eine Art "Eigenverwaltung" aufgebaut und es gibt viele kleine bunte "Hoffnungsschimmer", wenn man aufmerksam die Augen im Viertel offen hält. Vieles hat die Surfkultur hier aufgebaut.

Mich hat es wirklich beeindruckt: Wie diese beiden Welten (Favela-Struktur und das Surfing-Lebensgefühl) zusammenkommen und wie vieles hier an positiven kleinen Projekten angeschoben wurde. Obwohl ich kein Surfer bin: Wow, was die Surf-Kultur hier alles Positives bewirkt hat und die Menschen (besonders die Kleinen) "auffängt" ! :-)

Es bleibt zu hoffen, dass dies auch so weitergeht und vieles an unterstützenden Projekten nicht irgendwann durch die Gewalt und Kriminalität und deren Begleiterscheinungen wieder zerstört wird.

Hier ein paar Einblicke in das tolle Sozialprojekt ,ONDADOBEM'









Hier noch etwas über ein tolles Hilfs-Projekt, was von Deutschland aus aufgebaut wurde:

KULTURBRAS.EV
http://www.kulturbras.com


"KULTURBRAS e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, hilfsbedürftige Kinder in Fortaleza, Brasilien, zu unterstützen. 
Der Verein wurde 1992 ins Leben gerufen und wird bis heute ausschließlich durch Spendengelder getragen. 
Fortaleza liegt im Nordosten Brasiliens am Atlantischen Ozean und ist mit ca. 2 Mio Einwohnern die fünftgrößte Stadt Brasiliens. Ein Großteil der Bewohner lebt in sogenannten "Favelas" (Armenviertel) in einfachsten Behausungen, meist ohne Elektrizität und sanitäre Einrichtungen. Um so nah wie möglich bei den Hilfsbedürftigen zu sein, haben wir unser Haus unmittelbar dort errichtet. Man findet uns in der Nähe des Hafens, in der Favela „Serviluz“.
Angeregt durch eine private Brasilien-Urlaubsreise, auf der die späteren Initiatoren des Vereins mit dem Elend der allgegenwärtigen Straßenkinder konfrontiert wurden, beschloss man spontan, zu helfen. Langwierige Bemühungen führten schließlich dazu, dass 1995 das Projekt in Form eines eigenen Hauses mitten in einer Favela in Fortaleza eingeweiht werden konnte. Es entwickelte sich Im laufe der Jahre zu einem wahren Vorzeigeobjekt. 
Im Kindergarten, in der Alphabetisierungsklasse oder im Nachhilfeunterricht bekommen die Kinder eine wesentlich effizientere Betreuung als in den üblichen öffentlichen Einrichtungen. Verbunden mit regelmäßigen Mahlzeiten, Gesundheitsvorsorge, Hygieneerziehung und menschlich-liebevoller Fürsorge haben wir bisher schon mehr als 1000 verwahrloste Kinder auf den Weg in eine bessere Zukunft bringen können. " 


-------------------------------------------------------------------

















Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen