Mittwoch, 19. Juli 2017

Alcântara


An meinem zweiten Tag in Gegenüber von São Luís habe ich gleich mal einen kleinen Trip mit dem Boot unternommen. Auf der anderen Seite der Bucht São Marcos, an der São Luís liegt, befindet sich in 12 Km Entfernung auf dem Festland die koloniale "Schwesterstadt" Alcântara (4000 Einwohner, rund 22000 im Gemeindegebiet). 
Ich hatte vorher schon viel über die Geschichte dieses kleinen Ortes gelesen und war sehr gespannt, was mich dort erwarten sollte.

Der Ort wurde vom 17.-19. Jh. von Sklaven errichtet und war als ehemalige Provinzhauptstadt aus dem 17 Jh.bevorzugter Wohnort der Zuckerrohr- und Baumwollplantagenbesitzer. Aus dieser Zeit stammen die einst prunkvollen Kolonialbauten und die Herrenhäuser, deren Fassaden fast alle mit Azulejos verziert wurden, aber immer mehr verfallen. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jh. ist das kleine Städtchen jedoch immer im Niedergang begriffen. 
Doch genau das hat einen besonderen Charme, der mich in seinen Bann gezogen hat: Alcântara verfügt über eine atmosphärische Mischung aus verfallenen, erhaltenen und restaurierten Kirchen, Villen und Häusern, die fast alle an alten Kopfsteinpflaster-Straßen liegen Der Ort gilt als eine der friedlichsten, authentischsten und schönsten historischen Stätten des Landes. 

So habe ich es auch empfunden an diesem Sonntag. Ich habe den ganzen Tag dort verbracht. Morgens bin ich mit der kleinen Fähre um halb 9 rüber vom kleinen Hafen in São Luís. In Alcântara habe ich mich dann mit anderen Besuchern einem lokalen Führer angeschlossen, der uns durch das kleine Örtchen geführt hat und uns für wenig Geld mit allerlei Informationen über die Geschichte versorgt hat. 

Das ehemalige Stadtzentrum befindet sich auf einer Anhöhe und wird durch eine lange Straße erreicht. Der Spaziergang von hier aus durch die vielen kleinen Gassen ist wie eine Reise in die Vergangenheit. Ich mag das ja so gerne (wie schon oft beschrieben), wenn Städte hier in Brasilien einfach diese "Zeichen der Geschichte" in sich tragen und das auch nach außen sichtbar wird: Die Mauern der Häuser, die "Ruinen", die vielen historischen Plätze. Wirklich herrlich hier auf eine kleine Entdeckungsreise zu gehen und interessant sich vorzustellen, wie es hier früher in der Blütezeit alles abgelaufen sein mag. Wirklich zu empfehlen, wenn man etwas für die Geschichte und Kultur des Landes übrig hat.

Das war ein wirklich sehr schöner Sonntag. Beim Mittagessen bin ich noch mit einem sehr netten Paar aus der Hauptstadt Brasília ins Gespräch gekommen, die ich später lustigerweise dann auch noch bei meinem Trip zu den Lençóis Maranhenses nochmals getroffen habe. :-)

Was ich sehr lustig fand: In diesem verschlafenen Kolonialstädtchen wurde Anfang der 1990er Jahre die Raketenabschussbasis errichtet. Was für ein total verrückter Kontrast: Raketen in einer kleinen und verträumten Kolonialstadt.





































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