Ich liebe ja die historische Altstadt von Salvador und seit ich gelesen hatte, dass es hier in São Luís auch so einen Bereich gibt, war ich sehr gespannt, wie dieser aussieht. 1997 wurde hier die Altstadt von der UNESCO als Weltkulturerbe ausgezeichnet und das aus gutem Grund:
Dieser historische Teil von São Luís hat mit über 3500 Gebäuden die größte Konzentration von portugiesischer Kolonial-Architektur in ganz Brasilien.
Das ganze Stadtviertel Praia Grande wurde Ende der 1980er Jahre nach Jahrzehnten der Vernachlässigung im Rahmen eines großen Restaurierungsprojektes aufwendig saniert und viele Bereiche in "Fußgängerzonen" umgewandelt. Man sieht prächtige Herrenhäuser und Kolonialvillen aus der Blütezeit von Sao Luis im 18. und 19. Jh. in den vielen kleinen Kopfsteinpflaster-Gassen. In keiner anderen Stadt wurden seit 1830 so viele Häuserfassaden zum Schutz gegen die feuchte und salzhaltige Luft mit handbemalten Keramikfliesen (azulojos) verblendet wie hier. Sie schützen die Mauern zuverlässig vor der ständigen Schwüle. So schön, wenn man erstmal den Blick darauf geworfen hat, we einem bei den Streifzügen durch die Stadt immer wieder neue Muster auffallen, einfach faszinierend.
Das "alte Zentrum" von São Luís ist einfach ein bezauberndes Viertel: In vielen Straßen finden sich bunte "fitas", bunte Bändchen und die Vielzahl der unterschiedlichen Gebäude ist einfach interessant anzusehen: Manche von ihnen sind restauriert, während andere stark von tropischen Verfallserscheinungen geprägt sind. Es hat hier einfach charme - subtropischen Charme: Keramikfliesen, Graffiti und Street Art und viele viele kleine Läden, viele Kunsthandwerker, Galerien, kleine Kulturzentren, Bars, Pousadas (Unterkünfte), Restaurants und einige Museen und kleine Märkte. Mich hat hier vieles an die Atmosphäre in Salvador erinnert, nur das alles etwas kleiner ist und die Steigungen nicht ganz so groß ausfallen.
Eine sehr schöne Mischung. Die Gebäude tragen die Spuren der Geschichte in die Moderne, allerdings muss immer noch eine Menge saniert werden. Von überall tönt Reggae Musik und man bekommt es schnell mit, wenn man ein paar Tage in der Stadt unterwegs ist, dass die kulturelle Szene der Stadt einen deutlichen afrobrasilianischen Einschlag aufweist.
Gleich um die Ecke meiner Pousada ist ein großer "freier" Platz, der jeden Abend von Künstlern und Musikern aufgesucht wird. Kulturinteressierte Menschen treffen hier auf Jugendliche, die Musik und Kunsthandwerk auf der Straße betreiben - treffen auf Menschen aus der ganzen Welt (und vor allem aus Frankreich, haha), essen und trinken auf der Straße und oft gibt es auch von der Stadt organisierte kleine Konzerte und Shows. Am Wochenende war die Hölle los. Daneben gibt es noch 2, 3 andere kleinere Plätze, auf denen immer wieder Shows stattfinden, zum Beispiel gibt es den fest verankerten "Reggae Donnerstag", den ich mir auch mal angeschaut habe. Sehr cool und relaxt alles, also genau mein Ding. ;-)
Auf jeden Fall war es für mich genau die richtige Entscheidung, dass mir meine Pousada als Unterkunft hier im alten Zentrum ausgewählt habe. Zuerst war ich etwas unentschlossen, ob ich nicht dorch direkt an einem der Stadtstrände sein möchte, aber ich bin sehr froh, dass ich hier bin: Die Atmosphäre ist wie jetzt schon mehrfach geschrieben einfach perfekt für mich und könnte nicht schöner sein (außer in Saldavor). Den ganzen Tag (und fast die ganze Nacht) die Musik in den Straßen, das Leben pulsiert hier...Restaurant, Bar oder essen und trinken auf der Straße, alles mit einem schönen rauen, dreckigen und wilden Charme. São Luís ist relaxed, entspannt... aber gleichzeitig irgendwie aufregend vibrierend.
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