Sonntag, 13. Dezember 2015

Dia da Consciência Negra - União dos Palmares

Der 20. November ist in vielen Staaten in Brasilien der "Tag des Schwarzen-Bewusstsein" ("Dia da Consciência Negra"). Oft wird er auch "Tag des Zumbi" genannt. Er geht auf den Befreiungskampf der damaligen Sklaven in ihren "Quilombos" zurück. 

Als Quilombo bezeichnete man zur Zeit der portugiesischen Herrschaft eine Niederlassung geflohener schwarzer Sklaven in Brasilien. Das Wort Quilombo stammt aus den Bantu-Sprachen Kikongo und Kimbundu und bedeutet Wohnsiedlung. Zumbi (1655 - 20. November 1695), auch bekannt als Zumbi dos Palmares , war der letzte von den Führern der Quilombo dos Palmares, ein Flüchtling Siedlung im heutigen Bundesstaat Alagoas , Brasilien. 


Der Tag hat also besonders hier in Alagoas, wo ich nun seit Mitte November bin, eine große Bedeutung. Aus diesem Anlass kommen teils aus ganz Brasilien viele Menschen und treffen sich in der Hochebene der "Serra da Barriga" bei der Stadt União dos Palmares.
Es ist ein großes Afro-Brasilianisches Fest in Gedenken an den damaligen Kampf der Sklaven, bei dem Capoeira-Gruppen aus dem ganzen Land anreisen. Gleichzeitig wird die aus dem damaligen Kampf letztendlich resultierende Aufhebung der Sklaverei gefeiert.

Für mich, der sehr an der afro-brasilianischen Geschichte interessiert ist, war das also eine einmalige Gelegenheit. :-)
Wir haben uns morgens um 8 auf den Weg gemacht. Alexandre, unser Portugiesisch-Lehrer hat Emelie, Charlie und mich mit dem Auto nach União dos Palmares gebracht... Unsere Portugiesisch-Stunde haben wir einfach dorthin verlegt, um von Alexandre über Zumbi und seinen Kampf für seine Mitstreiter zu erfahren, auf portugiesisch erklärt natürlich. So war jedenfalls der Plan und genau so haben wir es auch durchgeführt. Und es ist "auf Tape",Charlie sei Dank!

Nein, stopp: So einfach war es dann doch nicht. Wir hatten ein Problem mit dem Tanken - aufgrund eines Stromausfalls (das passiert hier in Alagoas durchaus häufiger) waren alle Tankstellen im Umkreis von einigen Kilometern nicht in der Lage Benzin anzubieten. :-( So sind wir liegengeblieben... 
Aber gut, dass es Joao Paulo gibt; der Freund von Alexandre rückte mit seinem Motorrad an, ist zu einer weiter entfernten Tankstelle geflitzt und hat uns quasi mit einer Cola-Flasche den Tag gerettet, so dass wir noch rechtzeitig morgens um halb 10 in  União dos Palmares angekommen sind. " Jeito brasileiro" - irgendwie wird dann doch ein Weg gefunden, hehe. :-)

Aber "da" waren wir ja noch lange nicht. Jetzt begann der harte Teil der Anreise. Wir sind morgens um halb 10 Uhr 7 Kilometer die ladeiras der Hochebene hochmarschiert, das war bei der Hitze wirklich nach einiger Zeit eine ziemliche Anstrengung ... normalerweise habe ich mit der Hitze hier kein Problem (Und es ist wirklich heiß hier, immer über 30 Grad, nochmal ein Ticken mehr als in Salvador), aber wir sind hier ja nicht an der Küste, sondern im Interior gewesen ... also so gut wie gar kein Wind. Und dann fühlen sich die brasilianischen 30 Grad nochmal ganz anders an. Dazu kam, dass es wirklich teilweise sehr steil bergauf ging. 

Doch "valeu a pena", es hat sich gelohnt... die Landschaft da oben, die Natur, die Aussicht, allein schon deswegen. An diesem geschichtsträchtigen Ort... das ist schon krass, sich das vorzustellen wie hier damals in den Bergen die Sklaven ihre Rückzugsorte und Fluchtplätze errichtet und sich dann für den Kampf unter Zumbi zusammengeschlossen haben.

Und klar, all die capoeiristas, die rodas capoeiras...  die Atmosphäre überall, die percussions, das Trommeln, die Freude der Menschen. Ich hab das sehr genossen, so nah dran zu sein an soo vielen wahnsinnig guten Capoeira-Runden; wahnsinnig interessant für mich. Respekt geht raus an alle Capoeiristas, denn es war unglaublich heiß. Und wer es nicht weiß: Capoeira ist sehr sehr anstrengend und intensiv für die Muskeln... und was einige da für krasse Bewegungen und Moves drauf hatten. Wow... aber auch viele viele Kinder und Jugendliche haben ihre Skills gezeigt. Einfach schön diese "Gemeinschafts-Atmosphäre" zu fühlen... 
Da hats mich auch wieder etwas gejuckt, doch noch mal meine Capoeira Karriere in Deutschland fortzuführen ... ;-) Mal schauen.

Wir waren dann auch noch unten am Hang bei der kleinen Lagune... wo sich die Sklaven damals "erholt" und neue Kraft für den Kampf getankt haben. Einige SchülerInnen wurden durch Charlies große Kamera (er arbeitet beruflich in Sachen Film, daher) auf uns aufmerksam und so wurden dann jede Menge Selfies und Fotos von Charlie und mir geschossen und all die Kids aus dem Interior, die noch nie nen Ausländer gesehen haben (lustig übertrieben, aber dürfte bei vielen schon hinkommen, denke ich), waren ganz aus dem Häuschen ;-)

Ein sehr schöner Nachmittag im Bewusstsein und Gedenken an den damaligen Kampf ... ihr wisst ja nicht erst seit Salvador, dass die afrobrasilianische Kultur und Geschichte mich sehr interessieren - und Zumbi und "União dos Palmares" sind ein wichtiger Teil von ihr.
Auf dem Rückweg die Berge abwärts haben wir dann aber doch einen Kleinbus genommen. 1,10 Euro umgerechnet...  die 10 Kilometer den Tag über waren dann doch genug. ;-)

"Valeu a pena!" 

































































































































































































































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