Favelas entstanden vor über 100 Jahren als illegale Landbesitznahmen und entzogen sich lange Zeit der administrativen Planung. Wenngleich die Grundrechtsfragen heute meist längst geklärt sind, werden sie noch immer vielfach als „informelle Stadt“ erachtet und behandelt. Die „formelle Stadt“ ist derweil ökonomisch von den Dienstleistungen der Favela-Bewohner abhängig. Diese putzen, kochen oder bewachen Bürogebäude und Privathäuser, sind im Baugeschäft tätig, arbeiten als Lastenträger oder Snackverkäufer.
Als Heer billiger Arbeitskräfte wird die städtische Unterschicht
gebraucht und akzeptiert. Aus dieser Perspektive ist sie vollständig in
das Wirtschafts- und Gesellschaftssystem integriert. Hinsichtlich ihrer
Rechte und sozialer Anerkennung ist sie jedoch stigmatisiert. Die
brasilianische Gesellschaft lebt noch immer eine ausgeprägte
Klassentrennung. Bewohner anderer Stadtteile haben weder das Interesse
noch die Notwendigkeit, sich in den Wohnvierteln der Unterklasse
aufzuhalten. So bleibt die informelle Stadt für die Außenwelt nahezu
völlig unbekannt, was die Vorurteile über ihre Bewohner nur verstärkt.
Deshalb kommt nicht-staatlichen und politischen Initiativen große
Bedeutung zu, die sich darum bemühen, die Lebensbedingungen in den
Favelas und deren Image zu verbessern. Hierzu zählen Sozialprogramme wie
die Bereitstellung von kostenlosem Internetzugang, Investitionen in die
Ver- und Entsorgungsstrukturen, aber auch die Befriedungsprogramme wie z.B. der
Stadtregierung Rio de Janeiros, die für mehr Sicherheit sorgen sollen.
Wichtig für das Bild der Favelas in der Öffentlichkeit ist auch das
wachsende touristische Angebot an „Favela-Tours“. Durch bessere
Zugangsmöglichkeiten der Favela-Bewohner zu Internet und sonstigen
Medien wurden in der letzten Zeit auch eigene Filmproduktionen möglich,
wie zum Beispiel „Cinco vezes favela – por nós“. Sie zeigen den
Lebensalltag all der Bewohner, die die Favela für ihre Existenzsicherung
benötigen – und nicht die höchstens fünf Prozent, die sie für illegale
Machenschaften nutzen."
http://www.dandc.eu
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